Mit Gruppenmaskottchen durch die Quarantäne
„Covid-19”, „Pandemie“, „Restez chez vous“, „Confinement“, … das gehört seit geraumer Zeit unausweichlich zu unserem Vokabular und neuem Alltag. Seit Montag, den 16.03.2020 war der Eurocampus geschlossen. Schulhöfe im ganzen Land verwaist. Bis dato teilten wir alle einen Alltag, der lebendig, laut und von einem regelmäßigen Miteinander geprägt war. Besonders bei uns, im Kindergarten, war der Tag gestaltet durch einen abwechslungsreichen und turbulenten Flow, der viel Kontakt beinhaltete, z.B. beim Anziehen helfen, wickeln, trösten, rangeln, spielen, streiten, miteinander lachen, beieinandersitzen, gemeinsam singen und essen, an der Hand halten. All dies geschah ohne weiteres Nachdenken.
Nun war mit allem Schluss, von jetzt auf gleich. Ungeachtet der Unsicherheiten und vielen Fragen, häuslichen und vertraglichen Rahmenbedingungen, die bei jeder einzelnen Kollegin auf vielfältige Art und Weise entstanden, wollten wir diese neue Situation als Team bewältigen. Eine Brücke schlagen von der Zeit vor der Quarantäne zu der Zeit danach, wann auch immer das sein würde. Die Solidarität, die sich überall zeigte, wollten wir in unserer gemeinsamen Arbeit leben. Reguläre Arbeitszeiten lösten sich auf, es galt gemeinsame Termine zu finden, die in die eigene veränderte Wirklichkeit passten, trotz Familiensituation und Confinement. Und so wurde zu den unterschiedlichsten Tageszeiten, ob Wochenende oder Feiertag per Teams geplant (für die Zeit während der Krise und die Zeit danach), und reflektiert (was können wir wie pädagogisch trotz der Distanz erreichen, wie den Eltern eine Unterstützung sein?).
An dieser Stelle ein großes Dankeschön an unseren IT-Beauftragten! Zu jeder Tageszeit und mit einer Engelsgeduld hast Du unterstützt, nach Lösungen gesucht, erklärt, wunderbare ‚Wie macht man das?‘- Videos produziert, bis wirklich ein/e jede/r Zugang hatte zu unserer Platform „Teams“, eine Live-Lesung halten, Videos hochladen konnte etc! Großartig, vielen Dank!
Unser Anliegen war es, sowohl im Kinderteam, als auch zwischen uns Pädagoginnen und den Kindern eine Verbindung herzustellen. Ein kleines bisschen Normalität im neuen verrückten Alltag mit bekannten Mitteln. Was eignete sich da besser als unsere Gruppenmaskottchen?
Mithilfe von Pelle, dem Gruppenmaskottchen der Gartenzwerge, Ivan Igel aus dem Gemüsegarten, Kuschelinchen aus dem Obstgarten und Fuchsi aus dem Kräutergarten wurden durch die Gruppenleitungen jede Woche Geschichten erzählt und den Kindern zugesandt. Ein roter Faden entstand, der aktuelles Geschehen übersetzen konnte und gleichzeitig eine enge Verbindung zum bekannten Kindergarten knüpfen konnte. Und was haben die nicht alles erlebt! Mit viel Kreativität und Einfühlungsvermögen wurde von den Abenteuern der vier berichtet, von Begegnungen mit Hühnern im Garten, neuen Freunden, Winterschlaf oder sogar Gespenstervertreibemaschinen. Es wurde angeknüpft an bekannte Projekte im Kiga, geschätzte Rituale und vertraute Orte. Die Gruppenmaskottchen führten durch ihre Abenteuer die Kinder an verschiedene emotionale Aspekte des Lebens im Confinement heran und gewährten eine gewisse Normalität im Alltag. Ein Alltag, der auch so schon, ohne Pandemie, genug Herausforderungen bieten kann, wurde nun zu einer sehr speziellen und intensiven Lebenswelt.
Garten oder kein Garten, Platz oder nicht so viel Platz, Home-Office oder Zeit und viele andere Aspekte wurden zu existentiellen Rahmenbedingungen für die Familien. Insofern entschieden wir uns, es nicht nur bei den Gruppenbriefen zu belassen, wir wollten mithilfe aller Kolleginnen den Kindern und Eltern zusätzlich Impulse aus allen Kompetenzbereichen zukommen lassen, die sowohl für die Kinder allein als auch für gemeinsame Aktivitäten einsetzbar sind. Die sich für große als auch kleine Wohnungen eignen, mit Mitteln, die leicht zu besorgen oder im Haushalt vorhanden sind. Für ältere Kinder, die bald zur Schule gehen sowie für Jüngere, oder ganz kleine Kindergartenkinder. Diese vielfältigen Kriterien, die sich aus den Lebenswelten und mannigfaltigen Bedürfnissen der Eltern und Kinder ergaben, mussten gebündelt und abgewogen werden. Diese Vielfalt spiegelt sich wider in der „Wochensause“, die nun seit mehr als zwei Monaten jede Woche liebevoll zusammengestellt wird.
Es kann gekocht, gebastelt, zugehört werden, Yoga gemacht, Fingerspiele geübt, gesungen werden. Parkoure im Wohnzimmer oder auf dem Balkon/ im Garten, die zur Bewegung einladen, sind ebenso Teil dieser Wochensause als auch bekannte Morgenkreisrituale. Nun, mit einer teilweisen Öffnung des Kindergartens ist sie umso wichtiger und stellt ein verbindendes Element zwischen den jetzt unterschiedlichen Lebenswelten dar – die der Kinder zu Hause und die der Kinder im Kiga.
Rückmeldungen von Eltern zeigten uns, dass dieser Weg der richtige war. Wir haben uns immer wieder sehr über kleine Briefe, Fotos von Gebasteltem, allgemeine Lebenszeichen gefreut. Dafür sind wir dankbar, und diese Rückmeldungen motivieren uns weiterzumachen. Auch ein großes Dankeschön an unsere Elternvertreter, mit denen wir, um Prozesse transparent und interaktiv zu gestalten, Meetings per Teams durchführen konnten.
In diesen vielfältigen Formen der Zusammenarbeit der einzelnen Gremien, zwischen Eltern und uns Kolleginnen, dem Kinderteam und uns Pädagoginnen, innerhalb des Pädagoginnenteams als auch zwischen uns und der Kindergartenleitung, zwischen der Verwaltung und dem Kindergartenteam, gab es ein großes verbindendes Element. Die Solidarität und Anerkennung der besonderen Lebenslagen. Das macht Mut.
Hier ein kleiner Auszug der Rückmeldungen unserer Kindergartenfamilien:
„Wir danken Ihnen, Ihrer Arbeit und Ihrer Liebe zu den Kindern!“
„…, finden wir es sehr schön, dass Sie den Kontakt mit den Kindern durch den Wochenbrief und die Wochensause aufrecht erhalten.“
„… était très heureux de vous entendre raconter l‘histoire ! Encore merci !“
„Haben Sie vielen Dank für die Live-Vorlesung!“
„Ich möchte mich bei ihnen bedanken für das, was Sie tun.“
„Die Idee mit den Symboltieren war toll, … hat sich so gefreut seines zu sehen!“
Sandra Wollatz, Sozialpädagogin